Der frühchristliche Lehrer weiß von einer Salbung, die die Schwestern und Brüder
von Jesus selbst empfangen haben. Sie berührt nicht nur die Oberfläche, sie lässt
sich nicht einfach wegwischen, sie prägt, sie ist unauslöschlich. Sie wirkt nicht allein
von außen, sondern auch von innen. Sie unterweist und durchformt den Menschen
im Innersten. Sie macht mit der Wahrheit vertraut. Sie schenkt Einsicht, Klarheit,
ruhige Zuversicht: „Ihr braucht euch von niemanden belehren zu lassen.“

Der erste Johannesbrief spielt hier auf ein wunderbares Wort des Jesaja-Buches an,
das das Johannes-Evangelium aufnimmt: „Sie werden alle Gelehrte Gottes sein.“
(Joh 6,45; Jes 54,13) Ebenso ist die Verheißung des Jeremia im Raum: „Keiner wird
mehr den andern belehren, man wird nicht zueinander sagen: Erkennt den Herrn!,
sondern sie alle, Klein und Groß, werden mich erkennen – Spruch des Herrn.
Denn ich verzeihe ihnen die Schuld, an ihre Sünde denke ich nicht mehr.“ (Jer 31,34)

Die Rede ist da von einem neuen Bund, den Gottes Versöhnungswille schenkt.
Die Weisungen dieses Bundes können gar nicht mehr gebrochen werden,
sind sie doch in die Menschen hineingelegt und ihnen aufs Herz geschrieben.
Das ist auch das Geheimnis der Salbung, von der der frühchristliche Lehrer spricht.

Durch Jesu Leben und Sterben haben wir empfangen,
durch unsere Tauf-Salbung ist unverlierbar in uns,
was es zum guten, zum gemeinsam geeinten, zum ewigen Leben braucht.