„Wir möchten mit der heutigen Andacht ein klares Zeichen von Hoffnung und Solidarität setzen – von Sankt Ludwig aus in die ganze Stadt, sichtbar und spürbar für unsere jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn.“ Das sagte Prof. Monika Grütters,
Mitglied des Deutschen Bundestages und neu gewähltes Mitglied im Pfarreirat der künftigen Gemeinde St. Helena, anlässlich der gemeinschaftlichen Andacht der Chöre von St. Ludwig und der Gemeinde. Die Besucher der Veranstaltung unter dem Thema „Sim Shalom“ (Schenke Frieden) waren am vergangenen Sonntag zahlreich erschienen – und setzten so ein klares Zeichen.
Der Kirchenchor von St. Ludwig, die Solistinnen Alessia Schumacher (Sopran) und Roksolana Chraniuk (Alt) sowie die Instrumentalsolisten eröffneten unter Leitung des Kirchenmusikers Jacobus Gladziwa mit dem „Gloria“ von Antonio Vivaldi“ sehr beeindruckend das musikalische Programm. Eine „Passacaglia für Streicher und Orgel“ folgte, an der Orgel spielte virtuos Svitlana Pozdnysheva aus der Ukraine.
Ungemein berührend anschließend das „Sim Shalom“ des jüdischen Komponisten Hans Krieg, sehr bewegend vorgetragen vom Bariton Georg Streuber sowie dem Chor von St. Ludwig, „CantArte“, und den Instrumentalsolisten. Streuber und ein Projektchor von St- Ludwig sangen abschließend „Five Mystical Songs“ von Ralph Vaughan-Williams.
Ergänzt wurde die Andacht durch zwei Psalmen, vorgetragen von Monika Grütters und Pater Marcin Magdziarz, Pfarrvikar von St. Ludwig, und dem gemeinsamen Gebet „Mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens“.
„Die Haltung der Christen gegenüber den Juden enthüllt die Haltung der Christen gegenüber Christus ebenso wie gegenüber dem Heidentum, das sie in sich selbst tragen.“ Und: „Wenn das jüdische Volk angegriffen wird, wird Christus verletzt.“ Mit diesen Zitaten von Jean-Marie Lustiger – Jude, Pole und Konvertit, erst Bischof von Orleans, später den Kardinal und Erzbischof von Paris – appellierte Monika Grütters an unser aller Verantwortung: Wir und unsere Gemeinde seien nicht nur Zuschauer in unserem Land, so Grütters, es sei unsere Verantwortung als Christinnen und Christen, es sei die Verantwortung der Kirche und unserer Gemeinde St. Ludwig, die Botschaft des Friedens in die Gesellschaft zu tragen und deutlich gegen jede Form von Hass und Hetze zu positionieren.
Nach den Worten der Bundestagspolitikerin ist es „entscheidend, Feindbilder zu überwinden und das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen“. Als gläubige Menschen, egal welcher Religion, eine uns die Suche nach Gott. „Stellen wir das Gemeinsame in den Vordergrund und nicht das, was uns vermeintlich trennt“, sagte Monika Grütters und zitierte die 102jährige Margot Friedländer, eine der wenigen noch Überlebenden der Shoa: „Es gibt kein christliches, muslimisches oder jüdisches Blut. Wir sind alle Menschen, lasst uns leben.“ Jedem Menschen, so Margot Friedländer, wohne etwas Gutes und etwas Schlechtes inne: „Vergiss das Schlechte! Seid Menschen!“.
Johannes Storks