Musik macht das Herz weich. Ganz still und ohne Gewalt macht sie die Tür zur Seele auf.
Sophie Scholl
Der Frauenchor von Sankt Ludwig ist der jüngste unserer Chöre: im August 2020 fing der Kirchenchor corona-bedingt an, sich in Kleingruppen aufzuteilen und in Albertus Magnus in neuen, kleineren Formationen zu proben. Zunächst konnten wir uns das nicht so recht vorstellen, waren wir doch vorher jeden Dienstag mit 60 bis 80 Personen im stickigen Thomas-Morus-Saal zur Chorprobe zugange. Entsprechend zurückhaltend begannen wir mit der Probenarbeit. Schnell entwickelte sich aber eine neue Dynamik und ein unerwartetes Selbstbewusstsein, der Chor funktionierte auch in kleinen Ensembles. Mit weniger Wucht zwar, aber zugleich mit filigranerem Klang.
Nach und nach entwickelte unser Chorleiter Jacobus Gladziwa die Idee, etwas aus dieser Corona-Ausnahmezustand-Zeit – diese neue Energie – in die Normalität, den Zustand nach Corona, hinüber zu retten und dann weiterhin in kleinen Gruppen besondere Frauenchor-Literatur zu singen, auch wenn das Singen im ganzen Chor wieder möglich sein würde.
Gedacht, gesagt, getan.
Jacobus Gladziwa setzte eine Anzeige auf die Homepage der Gemeinde mit der Einladung, mitzumachen, sich zu bewerben und zum Vorsingen anzumelden, und informierte alle Chormitglieder über den Plan, einen neuen Frauenchor zu gründen. Insgesamt qualifizierten sich dann 15 Frauen, die sodann zügig anfingen, entsprechend den inzwischen verschärften Corona-Verordnungen in kleinen Gruppen, zur Vorbereitung von Gottesdiensten, zu proben. Die Premiere war am Gründonnerstag mit der Missa Verna des ungarischen Komponisten Laszlo Halmos.
Nun hatte sich unser ehrgeiziger Chorleiter in der Kopf gesetzt, dass es ruhig noch ein bisschen anspruchsvoller zugehen könnte. Wir sangen zu sechst vierstimmige Stücke, teilweise auf hebräisch, was die ein oder andere sonst wackere und erfahrene Sängerin dann auch mal kurzfristig zur Verzweiflung brachte. Wenn Jacobus dann aber nach einem aus unserer Sicht gelungen Auftritt sagte: „Das war doch eigentlich schon ganz brauchbar!“, waren wieder alle froh!
Wer mitsingen möchte, möge bei Jacobus Gladziwa einen Termin zum Vorsingen ausmachen und sollte unter 65 Jahre alt sein. Wir proben 14-tägig mittwochs im Thomas-Morus-Saal. Der Frauenchor ist ein echter Corona-Gewinn, wir freuen uns auf neue Experimente, Überraschungen und Herausforderungen mit Frauenchorliteratur aus vier Jahrhunderten.